rfrm#5:Einheit

von Alvar Beyer
Installation, 2023. Holz, Eisen, Acrylfarbe, Blattmetall

Bilder über Sofas sind Standard, Bilder über Bänken schon seltener, ein Bild über einer an Ketten hängenden, vergoldeten Bank in einem 70 cm tiefen Schaufenster, nur durch eine große Glasscheibe von Gehweg und Straße getrennt, dahinter eine rohe Betonwand setzt die Fantasie in Bewegung. Zumal, wenn Bild, Ketten und Bank am Ort des ehemaligen Grenzübergangs zwischen Ost- und Westberlin Heinrich-Heine-Straße den Betrachter begegnen. 

Gegenüber wurden nach dem Krieg die Ruinen abgeräumt, neue Gebäuderiegel rechtwinklig zur Straße, mit Grün dazwischen, gebaut. Vom Keller eines dieser Wohnblocks wurde ein Tunnel gegraben, doch die Flucht aus Mitte nach Kreuzberg misslang.  

Diese Seite von Mauerstreifen und Grenzübergang lag lange noch brach, nur von Trödlern und Gebrauchtwagenhändlern genutzt. Heute schließt sich bald wieder die Blockrandbebauung, schirmt die neuen Höfe und weiten Gärten vom Straßenlärm ab. 

Alvar Beyers Installation setzt sich in Farbigkeit und Materialität von der Umgebung ab. Die im Bild zentralperspektivisch dargestellte Treppe scheint die dahinterliegende Betonwand zu öffnen, auf einen goldenen Horizont zu. Die Bank schwebt im Raum, doch zugleich signalisieren die mit Blattmetall belegten Holzbohlen Schwere. Die Bank könnte an den Ketten schwingen, doch der Raum ist nicht tief genug. Die Betrachter könnten sich setzen, doch die Glasscheibe versperrt den Zugang. 

Bild und Bank lassen so die Fantasie der Betrachtenden zwischen Möglichkeit und Einschränkung, zwischen Lust und Ängstlichkeit sowie Spaltung und Einheit kreisen. 

alvarbeyer.de